Als Jeff Beck, legendärer britischer Gitarrist, 2023 im Alter von 78 Jahren verstarb, blieb sein unverwechselbarer Sound in tausenden von Aufnahmen und auf unzähligen Bühnen zurück. Zwei seiner persönlichen Instrumente erreichten am 22. Januar 2025 bei einer Auktion von Jeff Becks InstrumentenLondon, veranstaltet von Christie's, die zweistellige Millionengrenze: Die 1954er‑Gibson Les Paul in Oxblood‑Lack verkaufte sich für 1,1 Mio. £ inkl. Käuferprämie, ein eigens für Beck gebauter weißer Fender Stratocaster näherte sich mit Gebühren ebenfalls der Millionenmarke.
Hintergrund zur Sammlung
Die Auktion umfasste mehr als 130 Objekte – rund 90 Gitarren, Verstärker, Effektpedale und Koffer, die über fünf Jahrzehnte Becks Karriere hinweg zum Einsatz kamen. Viele Stücke trugen deutliche Spuren seiner Spielweise: abgegriffene Griffbretter, unverwechselbare Kratzer, teils noch nie gewechselte Saiten. In den 1970ern kaufte Beck die Les Paul in Memphis; ursprünglich ein Gold‑Top‑Modell, ließ er sie 1972 in einem dunklen Oxblood‑Finish neu lackieren. Sie zierte das Cover seines Grammy‑prämierte Albums Blow by Blow (1975) und war bei seinem legendären Duett mit David Bowie während Bows letzter Ziggy‑Stardust‑Show zu hören.
Der speziell für ihn gefertigte Fender Stratocaster, liebevoll "Anoushka" genannt, stammt aus den frühen 1990ern. Trotz jahrzehntelanger Nutzung zeigte das Instrument noch immer Becks unverkennbaren Spielstil – stark abgenutzte Kanten, tief eingeschnittene Fingerabdrücke auf den Bünden.
Details der Auktion
Die Versteigerung begann um 13 Uhr GMT und wurde live im Internet übertragen. Bieter aus aller Welt konnten ausschließlich telefonisch bieten – ein nostalgischer Hinweis auf die „analogen“ Zeiten, in denen Beck selbst seine ersten Auftritte hatte. Der Zuschlag für die Les Paul wurde nach einem intensiven Bietergefecht auf 1,1 Mio. £ inklusive Käuferprämie (850 000 £ reiner Verkaufspreis) erteilt. Der Fender Stratocaster erzielte vor Gebühren 800 000 £; mit der üblichen Prämie überschritt auch er die Millionenmarke.
Beide Instrumente wurden von nicht genannten Telefonbietern erworben, die anonym bleiben wollten. Die gesamte Kollektion wurde von Becks Witwe Sandra Beck zum Verkauf freigegeben. Sie erklärte: „Nach reiflicher Überlegung wollte ich, dass diese Instrumente wieder gespielt, geteilt und geliebt werden.“
Amelia Walker, Leiterin der Abteilung Private and Iconic Collections bei Christie's, kommentierte: „Die Les Paul ist ein wunderschönes Stück, bedeckt von Staub und Gebrauchsspuren. Genau diese Spuren geben ihr den Reiz – sie sind nicht bloß Kunstobjekte, sondern Becks Werkzeuge.“
- Verkaufte Les Paul: 1,1 Mio. £ inkl. Käuferprämie
- Verkaufter Stratocaster: 800 000 £ vor Gebühren
- Gesamtwert der Kollektion (geschätzt): über 1 Mio. £
- Ursprüngliche Schätzung der Les Paul: 350 000–500 000 £
Reaktionen von Experten
Musikhistoriker Dr. Klaus Meyer von der Universität Hamburg betont, dass solche Auktionen seltene Einblicke in die Arbeitsweise von Ausnahmemusikern bieten. „Man sieht hier nicht nur ein Instrument, sondern ein Dokument der Musikgeschichte“, sagt er. Der Gitarrenbauer Tommy Lee aus Nashville fügte hinzu, dass die Oxblood‑Lackierung der Les Paul ein Zeichen für Becks Wunsch war, seine Spielweise visuell zu differenzieren – ein rotes Blut, das im Licht schimmert.
Einige Sammler äußerten Bedenken, dass die hohe Preisentwicklung den Markt für gebrauchte Instrumente verzerren könnte. Gleichzeitig gehe man davon aus, dass die Sichtbarkeit der beiden Gitarren neue Generationen inspirieren wird, sich intensiver mit Becks Klangexperimenten auseinanderzusetzen.
Bedeutung für die Musikwelt
Dass zwei Einzelstücke aus einer privaten Sammlung die Millionenmarke knacken, zeigt, wie eng die Verbindung zwischen künstlerischem Erbe und materiellen Wert geworden ist. Für Gitarristen ist die Les Paul jetzt nicht nur ein Sammlerstück, sondern ein Symbol für Experimentierfreude und genreübergreifende Innovation. Der Stratocaster "Anoushka" erinnert daran, dass maßgeschneiderte Instrumente persönliche Geschichten erzählen.
Die Auktion hat zudem die Debatte über den richtigen Umgang mit posthumen musikalischen Erben neu entfacht: Soll man Instrumente weiterverkaufen, vermieten oder in Museen ausstellen? Becks Witwe hat eindeutig die Weitergabe an aktive Musiker bevorzugt, ein Ansatz, der von vielen als respektvolle Hommage gilt.
Ausblick
Die Käufer der beiden Gitarren haben sich bisher nicht zu ihren Plänen geäußert. Experten vermuten jedoch, dass sie entweder in privaten Sammlungen bleiben oder im Rahmen von Ausstellungen zum Thema „Rock‑Legenden“ gezeigt werden könnten. Christie's plant bereits eine Nachfolgeauktion im Herbst 2025, bei der weitere Stücke aus Becks Archiv – darunter ein seltenes Gretsch-Modell und mehrere Vox‑Verstärker – angeboten werden sollen.
Für die Musikszene bedeutet das: Die Erinnerung an Jeff Beck lebt nicht nur in Aufnahmen, sondern jetzt auch in den Händen neuer Spieler weiter.
Häufig gestellte Fragen
Wie wirken sich die hohen Auktionspreise auf den Gebrauchtmarkt für Gitarren aus?
Die Millionenerlöse setzen neue Benchmarks und können Preise für vergleichbare Modelle nach oben treiben. Gleichzeitig steigt das Interesse an Vintage‑Instrumenten, wodurch mehr Sammler bereit sind, höhere Summen zu zahlen.
Wer hat die beiden Gitarren gekauft?
Die Käufer haben sich anonym gehalten. Christie's bestätigte lediglich, dass beide über Telefonbieten erworben wurden und die Identität nicht öffentlich gemacht wird.
Warum wurde die Sammlung von Sandra Beck veräußert?
Sandra Beck erklärte, sie wolle Becks Instrumente „teilen, spielen und lieben lassen“, anstatt sie unveröffentlicht im Familienbesitz aufzubewahren. Der Verkauf soll dem Erbe mehr Leben einhauchen.
Welche Bedeutung hat die Les Paul für das Album „Blow by Blow“?
Die Les Paul prägte den charakteristischen Fusion‑Sound des 1975 erschienenen Albums. Auf dem Cover ist das Instrument zu sehen, und mehrere Soli auf dem Album wurden mit ihr aufgenommen.
Gibt es Pläne, die Instrumente in Museen auszustellen?
Bisher wurden keine konkreten Vorhaben angekündigt. Sollte einer der Käufer entscheiden, das Instrument zu verleihen, könnten Ausstellungen wie das Rock‑and‑Roll‑Museum in London in Frage kommen.